Seit beinahe einer Dekade zieht die erzgebirger Death Metal Institution Epidemic Scorn ihre Spur der Verwüstung durch die Gefilde des Extremen und hinterlässt mit ‘Strings of Fate‘ die nunmehr vierte Leiche in den Kellergewölben menschenverachtender Untergrundmusik. Mit sächsischer Entschlossenheit bitten gleich drei Axtträger zum Tod durch Kopfverlust, was so manch ein Liebhaber blutverschmierter Eskapaden auch billigend in Kauf nimmt um sich am jüngsten Erguss der Sechs Stahlarbeiter in Qualen zu laben.
Bereits im ersten Song ‘Struggle‘ wird deutlich, wohin der elf Track starke Gewaltmarsch gehen soll. Ein überraschend melodisches Riffgewitter stampft sich mit treibendem Geknüppel und gelegentlich ausbrechenden Gewaltauswüchsen einen geraden Weg zum Richtplatz, der allerdings genauso schnell wieder vorbei ist, wie er eben noch begonnen hat.
Ganz ähnliche Kreise zieht das nachfolgende ‘Carve the Joint‘ mit noch präsenterem Drumming. Durch eine längere Spielzeit auch abwechslungsreicher gestaltet als der Opener, kann man dem Sextett spätestens hier die Facharbeiterbefähigung attestieren.
Bleifuß wird auch im eigentlich vom Namen her dafür prädestinierten ‘Running in Circles‘ nicht gefahren, stattdessen bleiben Epidemic Scorn ihrer im Midtempo daher stampfenden Gefechtslinie treu, bietet man jedoch einen durchaus Circle Pit tauglichen Groove, zu dem man nicht unbedingt die Puste verliert, mitunter aber im Zweifel ein paar Zähne und Federn zurücklässt.
Die Flucht nach vorne wird schließlich mit ‘Escape‘ angetreten. Die rasantere Taktung steht dem Sechszylindermotor vor allem im Interesse der Abwechslung ganz hervorragend zu Gesicht, schaltet man aber zur rechten Zeit in den Kurven einen Gang runter, um nicht aus der Spur zu geraten.
Ein Instrumentalstück mit Pianoklängen zu beginnen, kann heute nicht mehr wirklich als innovativ bezeichnet werden, hat allerdings nicht nur der Erfinder des Rades Freude am Fahren. Nicht zu verhehlen ist hingegen der durchaus vorhandene Überraschungsmoment in dem die Sachsen mit den geschmeidigen Klängen des Tasteninstruments kokettieren. Um nicht in vollmundiger Gefühlsduselei unterzugehen, werden zur Mitte hin noch ein paar fette Riffs gesetzt, die den eigentlichen Standpunkt klarmachen sollten: Keine Gefangenen für Epidemic Scorn und zwei Euro ins Phrasenschwein von dem Verfasser dieser Zeilen.
Wer nun glaubt, dass die Ostfront bereits hier ihr Pulver verschossen hat, kann sich durch das Bullenstarke ‘Rise Up‘ eines Besseren belehren lassen. In klanglich gehaltvollen Heavy Riffs arrangieren die Bergbewohner hier einen bösen Bastard der gleichsam seine jenseitigen Wurzeln ganz offen zur Schau stellt.
Wie die Made sich ins faulige Fleisch, frisst sich das bis zum letzten Drittel beinahe schon verspielt wirkende ‘Pride After Killing‘ in die Gehörwindungen seiner ahnungslosen Opfer. Die quirligen Melodielinien bergen im Zusammenspiel mit dem feisten Gegrunze von Vokalist Marc Mühlhausen waschechten Hitcharakter, auf den man ganz zu Recht stolz sein kann.
Durch zunächst eher untypisch seichtes Gewässer fährt der Todgeweihte mit ‘Cure‘, bevor sich, ganz unverhofft, ein gewaltiger, alles verschlingender Wasserfall über das kleine Kreuzfahrtschiff ergießt. Ertrinkend und nach Luft japsend reißt einen der Strudel aus Trademarks und unbarmherziger Instrumentalarbeit hinab in die Untiefen eines Kaltwassergrabes.
Zur ziemlich geradlinigen Sorte von Schweinehunden gehört der neunte Track ‘Choke‘, der kompromisslos wie rasant jedwede Wegsperrung einfach überrollt und hinter sich nichts als verbrannte Asche zurücklässt. Besondere Erwähnung gebührt der, vor allem zum Ende hin, in einem sehr harmonischen Solo gipfelnden Klampfenjonglage.
Das vorletzte ‘Fall of Tyrants‘ wagt einen langsamen Einstieg, der sich dann aber ziemlich flott zu einem gemeinen Nackenbrecher entwickelt, welcher sich dann zur Mitte hin noch eine kurze Verschnaufpause gönnt, nur um sich in gebieterischer Manier an seinen Gräueltaten gütlich zu tun. Ein abartig krankes Gelächter beendet das Stück. Ob es nun hier aber der Despot ist, der seine Opfer verhöhnt oder aber seine Totengräber der Gerechtigkeit zum Sieg verhalfen, muss leider offen bleiben.
Einen runden Schluss setzt das finale Stück ‘Down the Road‘, das sich zwar nicht unbedingt von dem Rest der Langrille in besonderer Art und Weise abhebt, aber die mittlerweile schon zur Gewohnheit avancierte Qualität abliefert. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger als das.
Was Epidemic Scorn mit ihrem vierten Full Length Album hier abliefern, ist absolut solide Wertarbeit. In einem schwierigen und heißumkämpften Terrain überzeugt der sächsische Sechser mit Können und einem untrüglichen Gefühl fürs Songwriting. Fast schon im Totenreich unüblich, gelingen sogar zwei Hits (‘Rise Up‘, 'Pride after Killing’), was insbesondere Grenzgänger erfreuen dürfte. Ein zweischneidiges Schwert ist hingegen der Sound der Platte. Unterm Strich weiß der ziemlich gebürstete Anstrich eigentlich zu gefallen, dürfte aber manch einem Liebhaber älterer Produktionen sauer aufstoßen. Damit klingen Epidemic Scorn eine ganze Ecke moderner als einige Genrekollegen, was ich aber eher begrüßenswert als ächtungswürdig empfinde. Ganz starke sieben Punkte!
Keine weiteren Artikel zu Epidemic Scorn vorhanden.