Reib
Staffelsaufen

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Erzkonservative Szenewächter, die sich selbst und die Musik bierernst nehmen, mögen Gift und Galle spucken, wenn das immer durstige Gespann seine, mit ordentlicher Punkrock Attitüde versehene, Show zum Besten gibt. Keineswegs immer grade und oftmals dreckig, lassen Reib beim verbleibenden Rest kein Auge trocken. Zugegeben mundet dies frisch gezapft eine Ecke besser als aus der Dose, oder etwas anders ausgedrückt: Wer das ‘Staffelsaufen‘ auch daheim erleben möchte, sollte sich die Jungs am besten schon einmal auf einem Konzert gegeben haben und die Bilder vor dem geistigen Auge nochmal Revue passieren lassen.
Ob man sich nun lieber an den komisch kurzweiligen Zwischenspielen, wie dem in dreifacher Ausführung vorhandenen ‘Beerserker‘ (Normal, Akustik und Geballer), an sich mehr Jingle als Song, labt oder sich am mittelschnellen Thrashungetüm ‘Böse Death‘, welches natürlich ebenfalls mit einem obligatorischen Augenzwinkern zu verstehen ist, gütlich tut, zeigen Reib allerdings ihre eigentliche Profession in solchen Songs, die nicht nur rein zufällig an jene Deutschrockpioniere erinnern, die zeitlebens einen Keil in die Reihen der Anhängerschaft harter Töne getrieben haben. Bestes Beispiel dafür ist der Startschuss zum Staffelsuff ‘Der letzte Tag‘. Weitere deutschsprachige Songs sind, der schon beinahe an Die Prinzen orientierte ‘Kachel Gott‘ und der Referenzruhrpottpunker ‘Hose runter‘, die beide stilistisch also eine etwas andere Richtung einschlagen und von dem vor allem Letzterer ein unverzichtbarer Bestandteil einer jeden Bühnenshow darstellt, ganz besonders dann, wenn sich Kollege und Rumtopf Frontsau PAH dazu stilsicher entblößt.
Nicht unerwähnt bleiben sollte das derb schmutzige ‘Never Sober‘, das nach Auffassung des Verfassers mit ein paar Humpen intus, eines der stärksten Stücke auf dem Debütalbum der Gladbecker darstellt. Ein durchweg gelungener Punkrocker mit eingängigen Textzeilen, der beweist, das Reib auch mal ernsthafte Themen angehen, allerdings niemals nüchtern…
Nur die Harten kommen in den Garten, oder wie war das? So oder ähnlich haben sich Reib das auch gedacht und zelebrieren eine etwas ungewöhnliche Rückkehr des Bösen in 'Evil returns', wo man musikalisch einfach mal den sexuellen Belästigungspanda mimt und zeigt, dass man auch Schwarzmetall kann, wenn man denn nur wollte.
Wer bis hierhin noch nicht gemerkt hat, dass Reib rückwärts gelesen, frei nach Homer (nicht der griechische Schriftsteller), den Ursprung und die Lösung sämtlicher Lebensprobleme darstellt, hat vermutlich genau die richtige Verfassung um zum ‘Staffelsaufen‘ anzutreten. Was man hier mit Sicherheit nicht erhält, ist die glattpolierte und mit Botox aufgemotzte Hupenhoheit aus dem letzten Hustler. Wer sich allerdings mit der realistischen Ausgabe von nebenan zufrieden gibt, kann hier durchaus einen Stich landen und wie jeder erfahrene Headbanger weiß, wird die Gute von Glas zu Glas ohnehin immer schöner.
Hat man sich mit dem hopfigen Langspieler noch nicht genug verausgabt, fragt man am besten einmal an, ob es noch Exemplare der 'Sehen nackt noch besser aus' EP zu erstehen gibt, denn da gibts den kultigen Mitsingkracher 'Socken' drauf zu hören. Live allerdings künftig ohne Tieftöner HairyBert Fasstrinker, der Gerüchten zufolge von seinen üppigen Bandtantiemen ein neues Leben als Playboy auf Ko Samui begonnen haben soll.
6/10 Punkte
Reib: reib.info

Geschrieben von Matthes am 06.08.2013

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