Die neue Platte von Custard wird ihrem Namen gerecht und erzählt insgesamt zehn Geschichten und Märchen. Damit liefern die Jungs aus Herne im dreißigsten Jahr ihres Bestehens die beste Scheibe ihres Schaffens ab.
Zu den zehn Songs gesellen sich noch zwei Intros. In bester Custard-Tradition beginnt das erste davon mit Wind- und Wetterrauschen und leitet in den ersten regulären Track "Queen Of Snow" über. Und mit dem wird auch direkt ein Highlight gebracht. Coole Lyrics, sehr guter Refrain, was will man mehr?
Danach geht es stark aber nicht überraschend mit "The Pied Piper" weiter. Dafür lässt das anschließende "Arabian Nights" aufhorchen. Deutscher Power Metal trifft arabische Klänge. Nicht schlecht. Aber auch darüber hinaus ist der Song, der sich inhaltlich mit -wie könnte es anders sein- "Tausendundeine Nacht" beschäftigt, ein weiteres Highlight: Der Refrain sticht wirklich heraus und ist für Custard eher untypisch aber sehr episch.
Überhaupt kommt die Epik auf der Platte nicht zu kurz. Das wäre bei einer Scheibe mit diesem Titel anders auch echt doof gewesen. Man schafft es locker über (Kinder-)Märchen zu singen ohne auch nur einen Ton lang kitschig zu klingen.
"Snow White" bringt dann (gewollt?) einige Blind Guardian-Referenzen, während das folgende "The Little Match Girl" mit seinem Intro "Snow Away" die traurige Geschichte von Hans Christian Andersen (Das Mädchen mit den Schwefelhölzern) sehr gefühlvoll in Szene setzt. Der Song bleibt die einzige Ballade auf der Platte und ist eine gelungene Abwechslung zu den ansonsten durchgehend im Mid- oder Up-Tempo gehaltenen Songs.
"Daughter Of The Sea" geht wieder nach vorne und klingt stark nach alten Custard-Großtaten.
Auch "Witch Hunter" und "Sign Of Evil" drücken aufs Gaspedal. Vocals und Gitarren machen bei "Sign Of Evil" einfach nur Laune und die zweistimmigen Soli im letzten Drittel zeigen, dass Custard klassischen Heavy Metal leben und lieben.
Mit "Bluebeard" geht es langsam in Richtung Zielgerade. Das Tempo wird in den Strophen nur unwesentlich rausgenommen. Mit ein paar verzerrten Vocal-Passagen lässt der Song aufhorchen.
Der letzte Song ist nochmal ein echtes Highlight. "Forged In Fantasy" kommt mit einem Refrain daher, den man beim ersten Hören mitsingen muss und das Ende des Songs -und damit des Albums- lässt einen sofort wieder zum ersten Track zurückspringen und das ganze Ding nochmal hören. Neben "FantasMic" von Nightwish eine der besten Hymnen auf die Fantasie die ich kenne.
Alle Musiker liefern eine super Leistung. Ein Album für die Dauerrotation!
Anspieltipps sind der erste und der letzte Song sowie "Arabian Nights" und "The Little Match Girl".