Ziemlich genau zwei Jahre nach ihrem fulminanten Langspielerdebüt „Teutonic Invaders“ melden sich die Gelsenkirchener Melodic Deather Axolotl mit dem Nachfolgewerk „Voices of Luna“ tosend zurück. In schönster Ruhrgebietsromantik verführt ein postapokalyptisch wirkendes Stadtbild im Mondschein den geneigten Hörer zum nächsten Höllenritt mit dem Amphibienfahrzeug.
Wem bereits hier das Blut in den Adern gefriert, der möge sich damit beruhigen, dass es auch eine realistische Darstellung des Stadtteils Horst nach Ladenschluss sein könnte, das hier auf dem Cover ins Auge sticht. Mit den vertrauten Umrissen der verfallenen Gebäude und der sich im Hintergrund abmalenden Zeche trifft der flotte Fünfer einmal mehr genau meinen Nerv und kann sich durch den Verkauf eines weiteren Ultra Deluxe Paketes samt Motiv T-Shirt und Logopatch nun endlich auch wieder Fleisch leisten.
Mit zehn Tracks und einer Gesamtspieldauer von summa summarum 50 Minuten, geben sich die kaltblütigen Kumpels gewohnt Großzügig. Der Form halber sei hier aber erwähnt, dass in dieser Rechnung ein recht gelungenes Intro sowie das dem Titelstück nachfolgende Zwischenspiel mit dem rekordverdächtigen Namen „The Day when the Sun decided to wake up too early“ enthalten sind. Der Rausschmeißer „The Rise of the Waterdemon“ ist hingegen ein alter Bekannter im neuen Beinkleid, der nach zwei vorangegangenen Gastauftritten, auf den ersten beiden Demos, nun ein drittes Mal flott um die Ecke lurchen darf. Mitnichten sollte man dies der Platte als Nachteil auslegen, sind die ersten Gehversuche der Band doch schon eine ganze Weile vergriffen und zudem ist die famose Quasibandhymne es mehr als Wert in artgerechter Qualität auf einem vollwertigen Album für die Nachwelt konserviert zu werden.
Für den wuchtigen Sound des gewaltigen Erdtrabanten scheuten die tapferen Wasserratten auch nicht davor zurück, die Tore der verbotenen Stadt zu passieren um in den Feuern der Anubis Klangwerkstatt ihr Bret(t)-Hartes 2015er Statement in Blei zu gießen.
Neben dem schon eingangs hochgelobten Artwork und dem erstklassigen Klang, sind es nicht zuletzt die Songs, die sich trotz ihrer Härte mit einer beeindruckenden Eingängigkeit in die Gehirnwindungen der Hörerschaft festbrennen. Im direkten Vergleich zu dem vielgepriesenen Vorgänger merkt man, dass „Voices of Luna“ ein noch reiferes Album geworden ist, die Songs eine Spur progressiver daherkommen, aber gänzlich ohne dabei in die Belanglosigkeit abzudriften. Dem audiophilen Leichenfledderer wird es ein Hochgenuss sein die vielen Feinheiten des Albums zu entdecken, was ein langfristiges Hörvergnügen nahezu garantiert.
Es fällt schwerer als sonst hier einen bestimmten Song gesondert hervorzuheben, nicht weil, wie es gelegentlich der Fall ist, das Album zu gleichförmig klingt, sondern weil die durchweg überaus abwechslungsreiche Verkostung ihr sehr hohes Niveau konsequent bis zum Ende durchhält.
Wer sich bis hier hin noch nicht dazu durchringen konnte gleich seinen Obolus für den Bestandsschutz zu entrichten, wähle sich einen beliebigen Song zum Probelauf und packe sich bei anschließender Bestellung auch gleich noch das Debütanteneisen mit in den Warenkorb, bevor einem noch die von dem Wasserdämon hervorgerufene Besessenheit dazu verleitet, sich selbst in den Arsch zu beißen.