Gegründet im Jahre 2000 ist die Castroper Death Metal Institution Agamendon schon ein richtig alter Hase in der Szene und weiß natürlich ganz genau, wie der selbige läuft. Aus Gründungszeiten verblieben sind Basser Kai Overkamp, seines Zeichens auch Mitveranstalter des alljährlichen Steel Meets Steel Festivals in seiner Heimatstadt und Schreihals Julian Hollesch, den man aber gemeinhin als Dugi kennt. Der jüngste Erguss, immerhin auch schon aus dem Jahre 2011, ist ein Konzeptalbum, dass sich mit der Zeit der Prohibition und der Wirtschaftskrise in den Vereinigten Staaten beschäftigt. Klingt interessant? Das haben wir uns auch gedacht und haben deshalb für euch einen Ausflug nach 'Charleston City' unternommen.
Trotz aller Brutalität im Geiste des fressens und gefressen werdens entbehrt die fiktive Stadt der auch als goldene Zwanziger bekanntgewordenen Epoche nicht eines gewissen Charmes. So schießen, sprengen und fideln sich die sechs Castroper Recken durch das Gangsterparadies Charlestons und lassen dabei nur wenige Zeugen zurück. Rücksicht kann man sich in solchen Tagen beileibe nicht leisten und so kompromisslos todesmetallisch man auch hier und da zu Werke geht, so beindruckt doch auch die Eingängigkeit der Melodien. Sei es im Titelstück 'Charleston City', das an Wiedererkennungswert seines gleichen sucht oder die markanten Melo-Death einlagen zwischen puristischer Rohkost in 'Folterthron', hier kommt fast jede Schule auf ihre Kosten. Gekonnt ballern sich die Mannen um Brüllwürfel Dugi durch diverse Subgenres und schrecken auch vor gelegentlichen Klangexperimenten nicht zurück, wie unter anderem im Schlussstück 'Tribunal'.
Unterm Strich verbindet das dritte Langeisen des extremen Sextetts nahezu meisterhaft die Tradition des althergebrachten Totenkultes mit klassischen Stromgitarrenverbeugungen ohne dabei den Blick nach vorne zu verlieren und ungewöhnlich frisch zu klingen. Monotonie sucht man in den Maschinengewehrsalven der Mafiabande vergeblich und wenn man glaubt, dass das Repertoire nun endlich ausgeschöpft sei, schaffen die richtig dosierten Würzstoffe ein gänzlich neues Hörerlebnis, wenn es, wie beispielsweise in 'Feeding the Pigs', urplötzlich mehrstimmig zur Sache geht oder Dugi die beachtenswerte Bandbreite seine Stimmbänder zum Besten gibt (Gangs & Graveyards). Auch an der Instrumentalfront wird, wie gerade dieses Stück gut kenntlich macht, nicht an Kraftakten gespart, so ist es auch nicht verwunderlich, dass dem Hörer zuweilen mal die Kauleiste nach unten klappt, wenn dieser sich in den tragenden Melodiebögen suhlt.
Es wäre vielleicht tollkühn zu behaupten, dass Agamendon mit ihrer Konzeptplatte den Death Metal gänzlich neu erfunden hätten, ein Unterfangen, das gleichwohl schwierig wie unmöglich ist. Was man dennoch anerkennen muss und diesen Punkt kann man garnicht deutlich genug hervorheben, ist, dass 'Charleston City' einfach derbe Spaß macht. Anders als bei den vielen übrigen Genreauswürfen hat man eben nicht das Gefühl, alles irgendwo schon einmal exakt so gehört zu haben. Auch der geschichtsträchtige Entwurf sowie dessen Umsetzung trägt seinen Teil zur Verjüngungskur der alten Lady Metal bei und dafür muss man der Kreativabteilung den gebührenden Respekt zollen.
Das Debütalbum 'The Toxic Way of Live', sowie dessen Nachfolger 'Nuclear Rodeo' waren schon ganz respektable Erzeugnisse, allerdings haben Agamendon mit 'Charleston City' gezeigt, dass trotz der bereits vorhandenen Qualitäten noch etwas Luft nach oben war und somit ist es unumgänglich den dritten Streich der Undergroundurgesteine als ihren bislang besten zu rühmen.